Das David-Oratorium
1851 komponierte C.G. Reißiger dieses Oratorium, das das Leben des Königs David aus dem Alten Testament beschreibt. Mit biblischen Texten und Psalmen wird hier musikalisch brillant ein Stück Geschichte vor 3000 Jahren inszeniert.Der Davidchor hat dieses Werk 2012 in Jerusalem aufgeführt und möchte es jetzt noch einmal einstudieren und an Himmelfahrt 2017—im Rahmen des Lutherjahres—in Wittenberg zur Aufführung bringen.Daneben gibt es noch Aufführungen in Bad Belzig und Köthen. In Köthen deshalb, weil wir dieses Projekt zusammen mit dem dortigen Chor machen werden. Ob es noch weitere Aufführungen gibt, wird sich im Laufe des Jahres ergeben.Das Davidoratorium ist ein gewaltiges Werk und die Aufführung lebt unter anderem auch von der Größe des Chores. In Jerusalem waren wir 60 Sängerinnen und Sänger, wir hoffen, dass wir im nächsten Jahr noch viel mehr sein werden. Dazu ist es notwendig, dass sich noch einige Sängerin-nen und Sänger finden, die mit uns zusammen dieses Werk an jedem 3. Samstag des Monats von 13—17 Uhr einstudieren wollen. Beginnen wolle wir am Samstag, 17. September 2016 im Wächtlerhaus, dem Gemeinde-haus der evangelischen Kirchengemeinde Bad Belzig. Dazu wird es noch ein Proben-Wochenende am 1. Maiwochenende 2017 in Dahme/Spree ge-ben. Deshalb auf diesem Weg eine ganz besondere Einladung, den Davidchor zu verstärken. Alle, die Lust auf Singen und die Gemeinschaft haben, sind eingeladen ab September das neue Projekt „David-Oratorium“ mit uns zusammen zu gestalten. Wir freuen uns auf Sie.
Die Reformation – praktische Problemlösungen in Sachsen
Luthers Reformation führte in aller Regel zu der konfessionellen Umorientierung des gesamten Landes eines Herrschers. Die Grafen, Herzöge, Erzherzöge und Könige entschieden sich für eine Konfession und dieser entsprechend mussten die Untertanen ebenfalls diese Konfession annehmen. Dies führte in ganz Deutschland teilweise zu absurden Konstellationen. Da war das eine Dorf katholisch, weil es zu einem anderen Herrschaftsbereich gehörte wie das nur 2 Kilometer entfernte andere Dorf. Und so entstand teilweise ein Flickenteppich von unterschiedlichen Konfessionen, oft verbunden mit tiefer Feindschaft zwischen den Dörfern, und nicht selten mussten auch die Konfessionen wieder gewechselt werden, wenn der jeweilige Herrscher die Seiten – und damit die Konfession – wechselte.
In Sachsen – ein traditionell reformiertes Land – war es so, dass der Kurfürst August der Starke nach der polnischen Krone strebte. Dies war jedoch nur möglich, wenn er zum Katholizismus wechselt, was er 1697 tat. Im ganzen Herrschaftsbereich war jedoch die Reformation und damit der protestantische Glaube so verwurzelt (vor allem bei den Ständen), dass an eine Konversion zum Katholizismus in der Bevölkerung nicht zu denken war.
So war die Situation so, dass es zwar ein katholisches Herrscherhaus gab, der Katholizismus aber nur eine unbedeutende Rolle in der Bevölkerung spielte. Dies wirkte sich natürlich bei der Besetzung von Ämtern am Hofe in Dresden aus. Es war schwierig, verantwortungsvolle Ämter mit katholischen Bewerbern zu besetzen. Carl Maria von Weber – der Vorgänger von Carl Gottlieb Reißiger als Hofkapellmeister in Dresden – war kein Sachse, sondern war in Eutin geboren. Als „Eutiner“ hätte er eigentlich auch protestantisch sein müssen, aber seine Eltern waren aus Süddeutschland dorthin gezogen und er hatte deshalb noch den katholischen Glauben. Als Weber 1826 starb ging es um die Nachfolge in Dresden. Und das Königshaus hat sich für Carl Gottlieb Reißiger entschieden, ein junger Mann aus Belzig, das damals noch zu Kursachsen gehörte. Der Vater Reißigers war Kantor an der dortigen Kirche und Carl Gottlieb war Thomaner in Leipzig gewesen.
Nun war also ein echter Protestant zum Hofkapellmeister in Dresden avanciert. Und dieser klassische Protestant hatte die Aufgabe, das katholische musikalische Leben in Dresden zu gestalten. Es sollten 32 Jahre in Dresden werden, wo er 1859 verstarb. Motetten und Messen für seinen Dienstherrn waren das Eine, Lieder, Sinfonien, Klavier- und Streichkonzerte, sowie Opern das Andere, das Weltliche, das Reißiger schuf. Gelebte Oekumene zu einer Zeit, in der dies noch kein Thema war.
1842 brachte dann Reißiger Wagners Oper „Rienzi“ zur Uraufführung in Dresden. Dies führte dazu, dass Richard Wagner nach Dresden zog, um dort Kapellmeister der Oper zu werden. Es ist schwer nachzuvollziehen, was sich nun genau in Dresden abspielte zwischen dem Hofkapellmeister Reißiger als umfassend Verantwortlichem, und Richard Wagner, dem Opernkapellmeister und damit Reißiger Unterstelltem. Die damalige Zeit war jedoch geprägt von politischen Unruhen, neuen Ideen, neuem Verständnis auch der Musik und letztlich verließ der unruhige Geist Wagner 1849 Dresden.
Es war auch diese Zeit, in der sich bei politischen Gruppen, in denen auch Wagner verkehrte, ein heftiger Antisemitismus breit machte. Vielleicht ist es ein Zufall, auf jeden Fall aber war es wohl um die Zeit von Wagners Weggang aus Dresden, dass Reißiger begann ein Oratorium zu schaffen. Oratorien waren eigentlich längst aus der Mode gekommen, der Mainstreamgeschmack stand nach Opern. Reißiger jedoch wählte diese Form des musikalischen Ausdrucks, um ein ganz besonderes Leben in den Mittelpunkt zu stellen, das von König David, dem jüdischen König, dem Sinnbild des Judentums. Vielleicht war es wirklich Zufall, oder aber Reißiger hat gerade dieses Thema gewählt, weil ihm der Antisemitismus in dieser Zeit zuwider war. Schließlich führte er das „Davidoratorium“ 1852 in der Hofkirche in Dresden auf. Danach verschwand es in den Archiven der Hofkirche, wie viele andere geistliche Werke Reißigers auch.
Erst mit den Nachforschungen von Thea Labes in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts kam dann auch dieses Werk in der Handschrift von Reißiger wieder zum Vorschein. In mühsamer Kleinarbeit übertrugen Thea Labes und Anneliese Krolzig das große Werk so, dass es wieder verlegt werden konnte.
Der Bad Belziger Davidchor führte das Werk dann in Bad Belzig, Stralsund, Luckau und 2012 in der Erlöserkirche in Jerusalem auf. Von anderen Chören wurde es in Dresden, Wuppertal und in Gent/Belgien aufgeführt.
Versöhnung ist das zentrale Thema in diesem Werk. Und Versöhnung ist auch heute noch das umfassende Thema in der Welt. Der protestantische Carl Gottlieb Reißiger in der katholischen Hofkirche ist vielleicht ein kleines Zeichen dafür, dass Versöhnung möglich ist, und dass daraus etwas Großes entstehen kann.
Projektbeschreibung
Der Davidchor der Reißiger-Gesellschaft e.V. wird im Jahr 2017 das Hauptwerk von Carl Gottlieb Reißiger zur Aufführung bringen, das Oratorium „David“.
1851 komponierte Carl Gottlieb Reißiger, der in Belzig geborene und spätere sächsische Hofkapellmeister, dieses Oratorium, in dem er das Leben des Königs David aus dem Alten Testament beschreibt. Mit Luthers deutschen biblischen Texten und Psalmen wird hier musikalisch brillant ein Stück Geschichte inszeniert, das vor 3000 Jahren im Nahen Osten seinen Ursprung hat.
Dieses Oratorium ist die in großartige musikgesetzte Geschichte von Gottvertrauen und Machtmissbrauch, von Reue und Vergebung, von den gemeinsamen Wurzeln der Juden und Christen, vom Geschlecht Davids und vom oft so leidvollen Weg des israelischen Volkes.
Der Davidchor der Reißiger Gesellschaft hat dieses Werk von Reißiger bereits 2012 in Jerusalem aufgeführt, und möchte es jetzt zum Reformationsjubiläum noch einmal an wichtigen Städten der Reformation einstudieren und aufführen. Da ist an erster Stelle Wittenberg zu nennen, aber auch Köthen, das am Lutherweg liegt und Bad Belzig, wo Luther im Rahmen einer Visitation gepredigt hat.
Neben dem Davidchor der Reißiger Gesellschaft e.V. aus Bad Belzig, wird auch der Bachchor aus Köthen diese Aufführungen mitgestalten, so dass ein Chor von über 100 Sängerinnen und Sängern und fünf Solistinnen und Solisten das Werk zu Gehör bringen, instrumental umrahmt vom Anhaltinischen Orchester Dessau.
Die Aufführungstermine sind:
24. Mai 2017 Generalprobe in Wittenberg
25. Mai 2017 Aufführung des Davidoratoriums in der Schlosskirche zu Wittenberg
5. Juni 2017 Pfingstmontag Aufführung des Davidoratoriums in der Bachkirche zu Köthen
10. September 2017 Aufführung des Davidoratoriums in der Kirche Sankt Marien Bad Belzig
vom Davidoratorium wird im Rahmen dieser Aufführungen ein Mitschnitt gefertigt, der anschließend als CD veröffentlicht werden soll.
Mit diesem Projekt im Jahr 2017, dem Lutherjahr, will der Davidchor der Reißiger Gesellschaft e.V. weiter das künstlerische und kulturelle Erbe von Carl Gottlieb Reißiger würdigen, und im Rahmen des Reformationsjubiläums das Werk und seinen Komponisten weit über die Grenzen der Region bekannt machen.
Wir sind von der Körperschaftsteuer befreit und berechtigt, Spendenquittungen für die Vorlage beim Finanzamt auszustellen.
Ein solches Unterfangen ist nur möglich, wenn Sponsoren und öffentliche Geldgeber bereit sind, das kulturelle Leben und die kulturelle Vielfalt in unserem Lande zu unterstützen. Eine Refinanzierung allein über Eintrittsgelder ist unvorstellbar. Deshalb danken wir Ihnen als unterstützende Institution bereits im Voraus.